Chuck Norris an der Babyfront!

In den ersten Wochen mit Baby sah der Alltag bei uns so aus: Sobald das Kind ein Geräusch von sich gegeben hat, waren wir als Eltern direkt in Alarmbereitschaft – manchmal auch schon vorher. Wie ein SWAT-Team in Lauerstellung haben wir jede Regung antizipiert. Jederzeit bereit für den Einsatz an der Babyfront. Tag und Nacht. Schlaf? Überbewertet. Essen? Überbewertet. Pausen? Was für Schwächlinge. Toilettengang? Nur, wenn absolut notwendig. Leben am Babylimit. Wir waren wie Chuck Norris. Nein, wir waren Chuck Norris! Wir konnten jederzeit die Stecknadel hören, bevor sie gefallen ist. Wir spürten, wann unsere Tochter wach werden würde. Wir wussten, was zu tun war…naja, zumindest meistens.

Volle Windel? Wir standen beide gleichzeitig am Wickeltisch. Dass wir nicht Schnick-Schnack-Schnuck (oder wahlweise Schere, Stein, Papier, Echse, Spock) darum gespielt haben, wer wickeln darf, war alles. Das Babyphone immer in Reichweite. Funktioniert es auch? Es ist so leise. Ich guck nochmal nach. Nachts eine Regung des Kindes, wenn wir im Wohnzimmer saßen? Wir sind wie die Roadrunner losgerannt und im Türrahmen zusammengeknallt. Wie in einem Comic. Ein Seufzen im Beistellbettchen in den frühen Morgenstunden? Zwei Handydisplays leuchten gleichzeitig in der Dunkelheit auf. Wenigstens war klar, wer stillt.

So war das am Anfang. Klar ist das albern. Klar übertrieben. Dennoch konnten wir nicht anders. Doch die Dinge ändern sich.

Heute läuft es in der Nacht auch mal so ab: Ein Schrei aus dem Kinderzimmer. Ich werde wach. Bin müde. Neben mir tut sich nichts. Meine Augen sind geöffnet. Seine auch. Ich fühle es. Doch er regt sich nicht. Mist. Wenn ich mich jetzt bewege, dann muss ich gehen. Denn: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Vielleicht hatte sie nur einen Traum. Jetzt höre ich nichts. Warten. Baby meckert wieder. Och, nö. Immer noch keine Regung im Bett neben mir. Ich stehe seufzend auf. Baby hat den Schnuller verloren. Schnuller wieder da. Baby schläft weiter. Ich geh wieder ins Bett und liege wach. Neben mir: leichtes Schnarchen. Grrrrrr.

Auch an der Wickelfront hat sich einiges geändert: Die Windel ist voll. Seine Reaktion: „Meinst du echt? Also ich rieche nichts. Du hast aber auch die bessere Nase. Sonst musst du mal gucken!“ Grrrrrr.

Unser Running Gag: Das Kind schreit und einer ruft sofort: Bin’s nicht!

Kein Wettlauf zum Wickeltisch mehr. Kein Zusammenprallen im Türrahmen. Wir sind nicht mehr Chuck Norris. Das SWAT-Team hat sich zurückgezogen. Der Helikopter ist gelandet. Aber ganz ehrlich: das ist auch gut so.

Anmerkung: Mein Mann wird den Ablauf beim nächtlichen Aufstehen genau andersherum erzählen, aber auch das ist gut so😁

Eine Antwort auf „Chuck Norris an der Babyfront!

  1. Das kenn ich. Ich bin die, die liegenbleibt oder wegriecht. Manchmal geh ich auch Wäsche machen und ruf vom Bad aus „Ich kann nicht, muss das Kind gewickelt werden?“

    Ich wäre echt ne schlechte Mutter, wenn mein Mann nicht so ein besorgter Vater wäre 🙂

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