You do not mess with muddi!

Es gibt zwei Sorten von Menschen, mit denen man sich nie anlegen sollte:

Türsteher um 3 Uhr nachts.
Mütter um 7 Uhr morgens.

…naja, eigentlich Mütter im Allgemeinen. Denn: Mit der Geburt eines Kindes legt sich anscheinend ein Schalter um. Der Muddi-Schalter. Am Anfang sind es Hormone, die so einiges Regeln und später ist es der Muddi-Killer-Instinkt.

Ich habe diesen Instinkt das erste Mal bemerkt, als ich zu einem Spaziergang mit meiner Kleinen aufgebrochen bin. Eines schönen Tages stiefel ich also mit dem Kinderwagen los. Schon wenige Schritte von unserer Wohnung entfernt das erste Ärgernis: Ein Fahrrad, das so bescheuerte an eine Laterne gekettet ist, dass ein Vorbeikommen mit Kinderwagen auf dem Bürgersteig nicht möglich ist. Innerlich braut sich Wut in mir zusammen. „Was sind das nur für Menschen, die so etwas machen“, denke ich bei mir, während ich entnervt den Kinderwagen zwischen eng geparkte Autos auf die Straße navigiere und zwei Meter weiter wieder auf den Gehweg hieve.

Wenig später – der Ärger ist bereits ein wenig verpufft – der nächste Burner: Ein Rentner in einer Mercedes D-Klasse übersieht ein Stoppschild und überfährt uns um ein Haar. Ich stehe wild mit den Händen fuchteln neben dem Auto, aber der greise Fahrer nimmt meine pantomimische Tirade nicht einmal wahr und fährt einfach weiter. Jetzt fluche ich laut vor mich hin – das Baby schläft und bekommt von all dem nix mit. Gott sei Dank. Einige Passanten schauen mich allerdings an, als sei ich eine irre Katzenfrau.

Doch der Tag wird einfach nicht besser. Ich schiebe weiter und merke – leider zu spät – dass ich durch einen Haufen Scherben gefahren bin. Super! Mein Adrenalinspiegel steigt. Jeder Radfahrer, der nun zu nah an dem Kinderwagen vorbeiradelt, bekommt das mit einem Kopfschütteln und Knurren quittiert. Ja, ich bin offiziell zu einer irren Muddi mutiert. Ich bin quasi MUDDIERT! Denn: Jede potenzielle Gefahr für das Wohl meines Kindes weckt den Tiger in mir.

Die angestaute Wut entlädt sich schließlich beim Metzger. Wie passend. Ich versuche den Kinderwagen die Treppenstufen zum Eingang auf den engen Absatz hochzuziehen und voll bepackt die Tür aufzumachen, während mir zwei Männer interessiert zugucken, aber keiner auf die Idee kommt, vielleicht einmal zu helfen. Jetzt bin ich wirklich wütend. Ich schaffe es die Tür mit einer Hand zu öffnen, ohne, dass der Kinderwagen die Treppe wieder runterrollt, als mir ein Rentner entgegenkommt und mich fragt, ob ich ihn mal vorbeilassen könnte. TILT. Ich lächel den Mann an und sage überraschend ruhig: „Klar, gerne. Gehen sie nur. Ich halte ihnen gerne die Tür auf, während ich mit meinem Kinderwagen am Treppenabsatz rum balanciere. Klar, kein Ding. Man könnte ja auch wirklich nicht auf die Idee kommen, der Frau mit dem Baby und den Einkaufstüten mal die Tür aufzuhalten. Wieso auch. Außerdem haben sie es als Rentner ja sicherlich auch extrem eilig“. Bäm! Doch ich bin noch nicht fertig. Ich blicke die beiden Männer, die neben der Tür stehen und das Treiben beobachten an und sage – jetzt durchaus zornig und leicht irre klingend: „Es ist wirklich nicht nötig, dass einem irgendwer mal die Tür aufhält oder hilft. Es reicht tatsächlich, wenn sie mich alle einfach nur anstarren!“

Als ich wenig später zu Hause ankomme, bin ich erschöpft von der ganzen Aufregung. Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass es schwieriger und nerviger ist, mit einem Kinderwagen durch die Stadt zu navigieren. Und ich muss die Monster-Muddi ein bisschen in Schach halten. Meine Kopfstimme hat sich irgendwie verselbstständigt und Dinge, die ich sonst nur denke, sprudeln jetzt aus mir heraus. Ein weiterer Punkt für meine To-Do-Liste: Kopfstimme zurück in den Kopf bekommen.

PS: Die Fahrt durch die Scherben hat sich zwei Tage später gerächt – mit einem Platten auf dem Weg zum Pekip. Das war ein Spaß;)

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