Warum ich Conni nicht doof finde

Es gibt kaum eine Kinderbuchfigur, die so polarisiert wie Conni. Kinder lieben sie. Eltern hassen sie. So zumindest der Tenor des Artikels „Unter diesen Kinderbüchern leiden die Eltern“ in der Süddeutschen Zeitung. Die Autorin meckert über das „Spießerleben“, das Conni führt. Die größte Katastrophe im Dasein von Conni sei ein Fleck Dipsoße auf der Couchdecke vorm Fernseher (ich kann mich allerdings an keinen Dip-Vorfall erinnern und ich kenne fast alle Bücher und Folgen der Serie). Und sie beschwert sich darüber, dass Connis (Hausfrauen-) Mutter in einer Folge den Abwasch macht. Ich lese das und frage mich, ob die Autorin überhaupt schon mal ein Conni-Buch gelesen hat. Denn erstens habe ich die Folge mit der Pizza ein wenig anders in Erinnerung (ich lese sie zurzeit nämlich fast täglich) und zweitens ist Connis Mutter Ärztin. Und auch wenn sie das nicht wäre, weiß ich nicht, warum die SZ-Autorin es überhaupt erwähnenswert findet, dass eine Mutter „nur“ Hausfrau ist. Connis Mutter wird damit als wenig emanzipiert dargestellt. Ehrlich gesagt, finde ich diese Einstellung ziemlich gestrig.

Conni ist eben scheiße, weil ihr Leben zu perfekt ist.

Der Artikel wird munter kommentiert bei Facebook. Eltern zoffen sich. Einige posten Kotz-Smileys. Conni holt anscheinend das schlechteste bei den Kommentatoren raus.  Manche sagen, es sei zu clean und zu perfekt bei Conni. Andere sagen es würden die Rollenklischees aus den frühen 50ern durch Conni vermittelt. Davor müssten Kinder geschützt werden. Ich frage mich beim Lesen der Kommentare, ob ich eine andere Ausgabe der Bücher habe. Connis Mutter ist berufstätig. Der Vater kümmert sich in einem Buch um die Kinder, während sie als Ärztin auf einer Tagung ist. Er kauft ein. Conni spielt Fußball. Ja und sie tanzt auch Ballett. Sie ist mal als Meerjungfrau verkleidet und mal als Piratin. Sie backt Pizza mit ihrem italienischen Freund. Ich weiß nicht, was mich daran aufregen soll.

Ja, es sind sehr simple Alltagsgeschichten und es ist sicherlich kein literarisches Meisterwerk. Es gibt keine Dramen. Niemand stirbt. Keiner muss Hunger leiden oder lebt in einem Krisengebiet. Niemand wird zusammengeschlagen. Conni hat ein schönes Zuhause und eine Familie, die sie liebt. Wäre es besser, wenn sie Einzelkind wäre oder die Eltern sich nach ihrer Geburt getrennt hätten? Die Bücher sind für Kleinkinder. Meine Tochter ist mit drei schon sehr mitgenommen, wenn Conni weint. Ich finde sie darf heile Welt haben. Sie liebt Conni. Ich finde die Bücher nicht sonderlich spannend, aber ist das ein Maßstab, wenn es ihr gefällt? Ich mag Game of Thrones und The walking dead…Und nun? Warum müssen wir uns als Eltern da so reinsteigern?

Conni ist nicht der Teufel

Und: Ja, ich habe über #darkconni gelacht, aber mehr auch nicht. Es ist ein Spaß von Eltern bei Twitter, sich über Conni lustig zu machen. Ich finde es lustig und trotzdem mag ich Conni. Und manchmal singe ich das Titel-Lied inbrünstig mit. Warum? Weil es Spaß macht und meine Tochter sich dann scheckig lacht.

Wenn ich mich übrigens über Kinderbücher aufregen will: Der Struwwelpeter ist für mich der Teufel und wird leider immer noch fleißig verschenkt. Erst kürzlich flatterte ein Exemplar bei uns rum, weil Oma es auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Ich habe es versteckt. Meine ältere Schwester ist heute noch traumatisiert von dem armen Jungen, dem der Daumen abgeschnitten wird…da brauchen wir hier echt nicht über Conni reden.

 

 

13 Antworten auf „Warum ich Conni nicht doof finde

  1. Das mit dem Dip kommt aus „Conni übernachtet bei Julia“, wo sie bei Julia auf dem Sofa essen dürfen, was zuhause wegen möglicher Flecken wohl nicht drin wäre. So ungefähr.
    Du hast vollkommen Recht, Conni ist kein literarisches Meisterwerk und natürlich ist es undenkbar, dass ein einziges Kind all das so machen und erleben kann wie Conni. Ich habe daher mal ein wenig ironisch darüber geblockt vor nun fast vier Jahren:
    https://schnuppismama.wordpress.com/2013/07/17/sorgen-meine-freundin-conni/
    Und ja, auch ich habe über #darkconni gelacht. Und wenn wir die Bücher wirklich wochenlang gelesen haben und sonst nichts anderes, dann hat Conni mich genervt – aber das wäre mit jeder andere Serie in der Schlagzahl ebenso gewesen.
    Also mehr Toleranz für Conni – jawoll 🙂

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    1. Dann weiß ich ja jetzt, wo der Dip vorkommt…die Folge habe ich sogar mal gesehen, aber wohl nicht aufgepasst. Wenn man die Geschichten liest, behält man tatsächlich viel mehr…ich plädiere auch für mehr Toleranz für Conni! 😂👍🏻

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  2. Ich stimme dir in allen Punkten voll und ganz zu und verstehe den Aufreger an Conni ehrlich gesagt nicht. Klar, nervig kann alles werden wenn man es ständig vorgesetzt bekommt, mir geht hier momentan „Erdbeerinchen Erdbeerfee“ auf den Geist, weil es täglich mehrfach gelesen werden soll, aber das macht ja kein Problem an der Geschichte aus…

    Kinderbücher sind halt für Kinder da und nicht zur Bespaßung der Eltern. Wenn man sich so sehr an der „zu perfekten Welt“ von Conni stört ist das eigentlich echt traurig, dass ein glückliches Elternhaus als ZU perfekt angesehen wird. Ich hab mal wo in einem Kommentar gelesen, dass „die Mutter mit ihren stets verständnisvollen und ruhigen Reaktionen“ total auf den Senkel geht. Da spricht häufig der Neid draus, denke ich.

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    1. Mich nerven manche Bücher auch. Aber deswegen würde ich meinem Kind die Geschichten nicht vorenthalten. Es ist doch ein Segen, dass Kinder Bücher lieben…das ändert sich ja oftmals schnell genug!

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  3. Ich oute mich gern als eine Mutter, die die Conny-Bücher sehr gern vorliest. Sie gefallen mir und meinem Kind. Sie sind sehr altersgerecht für ein Kleinkind. Und mir als Mutter geben sie manchmal auch ganz nette Anregungen. Wir haben so gut wie alle Ausgaben.

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  4. Hallo Kristina,

    Dein Conni-Beitrag gefällt mir sehr!!! Ich habe mich erst neulich mit einem 50-jährigen Kollegen über Conni unterhalten, der auch sehr die Nase rümpfte. Ich musste ihm zustimmen, denn auch ich finde Conni ein bisschen langweilig, die Familie manchmal etwas spaßbefreit. Alles ist „so schön normal“, ist ja oft der Vorwurf, den viele den Conni-Büchern machen. Aber gerade das finde ich mitunter sehr praktisch: Denn für jede Situation gibt es ein Conni-Buch – und in unserem Kinderzimmer liegen einige davon herum. Die lese ich gerne mal vor. Aber das muss auch nicht jeden Tag sein 🙂
    Insofern liebe tolerante Grüße!

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  5. Meine Kleine ist noch gar nicht im Conni Alter, aber ich denke da werden wir auch „durch müssen“. Schließlich sieht man sie überall und Oma, Onkel, Tante – irgendwer wird es eh schenken.
    Ich finde aber nicht, dass ein langweiliges Familienleben schlecht ist. Es ist eben altersgemäß und die Wörter zu den zugehörigen Alltagssituationen zu lernen ist eben auch wichtig.
    Und ganz ehrlich, bei den Kinderbüchern ist auch nicht mein Anspruch, dass die mich unterhalten und für Erwachsene spannend sind.
    Ich persönlich bin total froh, dass meine Kleine bisher so begeistert von Büchern ist und wenn sie die Reihe mag, werde ich diese Bücherliebe auch begeistert unterstützen.
    Ihr momentanes Lieblingsbuch hat nicht Mals wirklich eine Geschichte, was mich mehr stört. Da sucht ein Küken seine Mama, findet zwei Freunde – Buch zu ende. Jedes mal denke ich, dass da doch eine Seite fehlt, aber sie liebt es und wir schauen es manchmal zehn mal hintereinander an. Tja das sind ja nur Phasen. Und wenn ich sehe, wie sehr sie sich dafür begeistern kann und wie sie grinst, dann lese ich es gerne. Meistens 😀
    Aber den Hass den manche Eltern auf Conni haben kann ich auch nicht verstehen. Aber manche brauchen auch etwas zu meckern, vielleicht stört deshalb das zu perfekte Conni-leben

    Im Übrigen sehr witzig geschrieben, ich saß grade schmunzelnd vorm Laptop 😀

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