Problemfall Adventskalender – eine erschütternde Zwischenbilanz

In der Vorweihnachtszeit soll ja bekanntlich ordentlich besinnliche Stimmung für das Fest der Feste aufkommen. Ich persönlich glaube ja, dass diese Zeit nur erfunden wurde, um die Menschen vor der allgemein um sich greifenden Winter-Depression zu bewahren. Irgendjemand dachte wohl irgendwann: „Kacke! Die Tage werden immer kürzer. Es gibt kein Licht. Es ist kalt oder regnet. Alle sind erkältet und das Jahr hat uns einfach ausgelaugt. Lasst uns ein paar Lichter in die Bäume hängen, fuseligen Alkohol an Bretterbuden ausschenken und ganz viel Schokolade essen, damit alle wieder etwas glücklicher werden. Außerdem brauchen wir noch ein paar Rituale, die unsere Kinder bei Laune halten und uns ein wenig ablenken.“

Zu diesen Ritualen gehört eben auch der Adventskalender. Quasi der Countdown zum Geburtstag von JC. Als Kind hatte ich immer Normalo-Adventskalender aus dem Supermarkt mit Schokolade. Die letzten Jahre hatte ich keinen Kalender. Dann hat man plötzlich ein Kind und diese ganzen Rituale bekommen wieder etwas mehr Bedeutung. Also habe ich auch für meine Tochter einen Adventskalender gemacht. Im ersten Babyjahr fand ich das noch albern. Jetzt war ich unsicher. Ein Kalender für ein Kind, das 20 Monate alt ist? Doch der visuelle Gruppendruck sozialer Netzwerke hatte mich schnell in der Hand. Denn da wurden keine Normalo-Kalender aus dem Aldi präsentiert. Nein. Alle Muddis da draußen basteln anscheinend plötzlich super kreative Adventskalender mit selbstgestrickten Bio-Cotton-Säckchen oder Kläppchen aus selbst geschöpftem Papier, die man auch bei Dawanda verkaufen könnte. Ätzend.

Als gute Mutter wollte ich mit dabei sein. Allerdings weniger kreativ. Also kramte ich meine dekorative Tchibo-Variante mit der roten Kordel und den 24 Sternen, Herzen und Stiefeln aus Filz aus dem Keller. Erste Herausforderung: Was kommt rein? Denn: Die Öffnungen der Filzdinger sind ziemlich klein. Und überhaupt? Was nimmt man für das Alter? Also habe ich eine Packung Duplo gekauft. Nein – nicht die längste Praline der Welt, sondern die Steine. Eine Packung mit Enten und Gedöns. Die habe ich aufgeteilt auf 14 Filzkläppchen. Das mutet an manchen Tagen natürlich ein wenig armselig an, wenn da nur ein Duplo-Steinchen drin ist. Aber es ist ja nur ein fucking Kalender und noch nicht Weihnachten. Ich hatte schließlich immer nur Schoki. Für die anderen Tagen habe ich lustiges Badesalz für Kinder, Pixi-Bücher und eine kleine Holz-Ziege besorgt und untergebracht. Mein Kalender war eine Punktlandung. Fertig am 1. Dezember um 14.35 Uhr. Kurz bevor ich meine Tochter von der Kita abgeholt habe.

Dann ging der Spaß erst richtig los: Also habe ich ihr den Kalender, der an der Treppe im Flur hängt, gezeigt und erklärt, was es damit auf sich hat. Zumindest theoretisch. Denn mitten im Satz meiner blumigen Ausführungen ist die Kleine schon auf die Kläppchen zugerannt. Von der Ente in der Eins wollte sie aber nichts wissen. Die hat sie direkt wieder reingesteckt. Aber da blitze was aus Nummer 17. „Mama, Shaun. Schaf!“, rief meine Tochter. Sie hatte das Pixi-Buch entdeckt. „Nein, das kannst du erst in 16 Tagen haben! Jeden Tag nur eins. Morgen erst wieder!“ Doch meine Tochter verstand es nicht. Wie auch. Sie ist 20 Monate alt. Also rieß sie an der Kordel und stülpte sämtliche Filzkläppchen um. „Mama! Ziege!“, rief sie aufgeregt. Damit meinte sie aber glücklicherweise nicht mich, sondern Nummer 22. Es war eine Farce. Als ich zurück in den Flur kam, war es verdächtig still. Kein Wunder. Sie hatte sämtliche Pixi-Bücher rausgeholt und überall Duplo-Steine verstreut. „Mama schaun!“

Fail. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Also ließ ich sie gewähren. Die Hälfte der Kläppchen ist nun leer. Wir gehen trotzdem jeden Tag gucken. Aber an vielen Tagen sagt sie nun nur noch: „Stern leer!“ Und ich antworte, dass sie das Kläppchen ja schon leer gemacht habe. Ich denke, dass ist dann mein pädagogischer Ansatz. Ich fülle nicht wieder auf. Sie muss nun damit leben, dass der Kalender fast leer ist. Verstehen tut sie es nicht. Eigentlich ist es ihr auch ziemlich egal. Vielleicht hätte ich mir das mit dem Kalender sparen sollen. Insgeheim frage ich mich aber schon, wie das bei all den anderen tollen Instagram-Kalendern so läuft? Seliges Kindergrinsen? Einjährige, die sich diszipliniert die Kläppchen aufteilen und fröhlich an einer Bio-Erdnuss knabbern?

Mittlerweile wird der Kalender von meinem Kind ignoriert. Das ist eigentlich schlimmer, als alle Kläppchen leer zu machen oder an der Kordel zu randalieren. Fürs nächste Jahr muss ich mir was überlegen. Vielleicht einfach ein Kalender mit Schokolade. Ganz normal. Wie früher.

Wie ist es bei euch? An wann startet ihr mit den Ritualen, Geschenken und Kalendern?

14 Antworten auf „Problemfall Adventskalender – eine erschütternde Zwischenbilanz

  1. Ich musste gerade soo grinsen. Unserer ist ja jetzt 17 Monate und ich hatte auch überlegt, ob sie einen Adventskalender bekommt. Sie hat keinen bekommen und deine Geschichte bestätigt mich darin 😊 😉 An sich hätte ich es aber genau wie du gemacht. Bei uns wird es auch keine riesigen Geschenke zu Nikolaus geben, sondern nur, was in den Schuh passt.

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  2. Hallo,

    ich hatte selbst einen Blogbeitrag geschrieben, dass ich KEINEN Adventskalender basteln werde.
    Ich wollte, wie du, einen gekauften selbst befüllen. Aber Pustekuchen- ich hab es einfach nicht geschafft. Die Kinder haben jedes zwei dieser einfachen mit Schokolade (davon ist nicht mal einer von uns Eltern dabei *schäm*)
    Aber den Kindern ist das so was von egal. Sie machen morgens ihre Türchen auf, freuen sich auf die Schoki.

    Wir sollten uns durch nichts zu etwas gezwungen sehen, was wir nicht wollen und auch gar nicht schaffen.

    Viel Spaß euch noch, beim leeren Säckchen anschauen 😉

    Liebe Grüße, Heike

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  3. Hallo

    Wir hatten das erste Mal mit 1,5 einen. Da war jeden Tag ein Mini Wimmelbuch drin. Den hab ich gekauft. Das hat ganz gut geklappt. Wir schauen immer Abends ein Buch an. So haben wir halt jeden Tag zusammen aus dem Adventskalender ein Buch geholt und zusammen angeschaut. Letztes Jahr hab ich dann zum ersten Mal alte Socken befüllt und an eine Leine gehängt. Das kam ziemlich gut an. Hauptsächlich mit Minispielsachen die es oft so als Mitgebsel gibt. Und dazwischen war auch mal was Süßes. Das hat schon total super geklappt da war sie 2,5 Jahre alt. Ich hab allerdings keine Zahlen an die Socken gemacht. So konnte sie sich jeden Tag eine Socke aussuchen und es war total egal welche. Die restlichen Socken ließ sie dann auch schon brav hängen. Dieses Jahr hab ich das jetzt auch wieder so gemacht aber dieses Jahr ohne Süßkram weil ich da einfach nicht so der Fan davon bin. Gibt ja schon genug Süßes in Form von Lebkuchen und Plätzchen zur Adventszeit. Da will ich dann nicht dass im Adventskalender auch noch Süßes drin ist. Gefüllt hab ich den diese Jahr, wieder mit Mini Geschenke. Zum Beispiel Tier Filzstifte (aber wenn dann nur einen pro Socke). Oder kleinen Autos die ich mal auf dem Flohmarkt gefunden habe usw. Ich muss aber sagen, dass ich mit dem Inhalt sammeln meistens schon im Sommer anfange. Immer wieder mal ne Kleinigkeit kaufe wenn ich die Irgendwo mal finde. So gibt es gar keinen Streß vorher. Und basteln würde ich auch nicht. Als Socken nehm ich entweder kleine Socken die Ihr nicht mehr passen, oder große Wollsocken von mir, wo ich den zweiten nicht mehr Finde. Und die Hänge ich mit Wäscheklammern an ne Leine. Da muss man wirklich nicht viel machen dafür. Zum Basteln wäre ich nämlich auch zu faul und unbegabt.

    Liebe Grüße

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  4. Als ich noch so winz-Kinder hatte, dachte ich auch ich müßte mir Mühe geben, und habe 48 kleine Staubfänger in Säckchen gesteckt, die die Kinder nicht interessiert haben. Großer Quatsch! Erst mit 4 oder 5 wurde die Sache interessant, denn seitdem gibt es abwechselnd Playmobil oder Lego-Kalender. Und dieses Jahr sagt doch tatsächlich die Große (10) zu mir „Mama, ich möchte wieder so einen Säckchen-Kalender mit VON DIR ausgedachten Überraschungen“. Na toll. Schön, daß mein Mädel so besinnlich ist, aber wenigstens weiß sie es jetzt zu schätzen und freut sich aufrichtig über jede Haarspange und jedes Badesternchen.

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  5. Bei uns haben beide Kids 3 und 1,5 Jahre einen Adventskalender bekommen.

    Sie hängen beide in nicht erreichbarer Höhe und alles ist verpackt und sieht „gleich“ aus.

    Wenn die vorher sehen würden was drin ist, hätte ich das selbe Chaos wie du.

    Der Große darf mit seiner Bastelschere die Schnur abschneiden und seiner Schwester ihres geben.

    Was drin ist? Das kannst du gern hier nachlesen.

    24 tolle Adventsgäste oder der Adventskalender von der Kellerbande #Adventsgast

    Liebe und besinnliche Grüße

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  6. Claire hatte ihren ersten Kalender letztes Jahr. Da hat sie es noch nicht so verstanden, sich aber dennoch gefreut.
    Dieses Jahr (2 jahre, 4 Monate) läuft es viel besser. Sie versteht, wenn ich frage: Ob wir jetzt den Kalender leer machen wollen. Wir suchen gemeinsam die Zahl. ich zeige ihr, welche Zahl heute dran ist und sage ihr, welches das richitge Bäumchen ist. Dann schaut sie neugierig hinein und zieht die Überraschung heraus. Bisher hat sie sich immer gefreut. Am Meisten bisher über ein Pixiebüchlein mit einer Katze drauf und über eine Flasche Babysaftschorle 🙂
    Sie findet es auch ok, dass es jeden Tag einen Baum gibt. Der Kalender ist so weit oben, dass sie nur mit einem Stuhl dran kommt. Alles paletti also. Da muss man bisschen mitdenken und sich auf Kinderhöhe begeben 😉

    Ich hatte ihr einmal auch einen Schokoriegel reingepackt, da sagte sie: Nein, Mama. Keine Schokolade. Und ihn liegen lassen. Sie mag keine Schokolade. Nur als Nutella auf dem Brot. Ich finde das großartig. Hoffentlich bleibt das noch lange erhalten. Wir bieten hin und wieder Schokolade an, aber locken kann man sie nicht. Mit Bonbons oder Gummibärchen schon eher. Aber solang Anti-Süßkram funktioniert bleibe ich dabei. Industriezucker bekommt sie ohnehin schon genug ab 🙂 ich muss das nicht fördern. Auch nicht verbieten, aber eben nicht aktiv vorantreiben. Bei uns wäre Schokolade also total fehl am Platz.
    Am liebsten hätte sie jeden Tag ne Kiwi und Saft drin, glaube ich 🙂 Aber Kiwi gibt es ja auch schon so hihi

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  7. Meine Tochter ist 26 Monate und würde auch am liebsten alles auf einmal leeren. Wenn ihr 4jähriger Bruder nicht wäre, hätte ich es auch gelassen. Der hat auch letztes Jahr das erste Mal einen bekommen. Nicht selbstgebastelt, aber immerhin selbst befüllt. Er übt sich daran jetzt am Zahlen lesen.
    Danke für den Text. Dein erster Abschnitt über die Erfindung der Weihnachtszeit ist super.

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  8. Ich fülle die Kalender täglich auf. Abends tue ich ein bis zwei Puzzleteile in die Kalender. Bevor ich die Kinder von der Kita hole, packe ich ein Stück Schokolade in den anderen Kalender. Meine Kids sind drei und fünf Jahre alt. Ob der Bube nächstes Jahr auch einen bekommt, entscheide ich am 01.12.16. Da wird er 17 Monate alt sein. Ist er neidisch auf seine Schwestern wird er einen bekommen, interessiert es ihn nicht, wird er keinen bekommen.

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  9. Ich weiß nicht ob es daran liegt das mein Sohn keine Schokolade mag – aber bei uns läuft es mit dem selbstgebastelten Kalender ganz gut.
    Er hatte den bereits letztes Jahr (18 Monate) und war natürlich etwas stickig das er immer nur eins auf machen durfte aber es lief trotzdem gut
    Dieses Jahr steht er morgens auf und schaut gleich nach und spielt dann schon mal ne runde – manchmal ist auch ein kleine Packung Gummibärchen drin
    Ab und zu will er abends noch mal in die Tüte schauen und akzeptiert es dann aber wenn sie leer ist
    Übrigens gibt es bei uns nur den Adventskalender – zu Weihnachten bekommt er von uns nichts (nur von Oma und opa) dafür sind die Inhalte im Kalender etwas „größer“

    Ob wir das so beibehalten weiß ich noch nicht aber aktuell fahren wir damit ganz gut

    Viele Grüße

    Mutterstiefchen

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